Zeitschrift Nr. 115, Dezember 2010
In der Nummer 115 unserer Zeitschrift finden sich u.a. folgende Themen: |
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Vorwort
der nun gekommene Advent ist immer wieder eine Zeit des Rückblickes und der Vorausschau. Ein ereignisreiches Jahr unserer Hildegardgesellschaft neigt sich dem Ende zu, auf das wir in Dankbarkeit zurückschauen dürfen. Ein Höhepunkt war für viele – wie ich aus den Briefen ersehen konnte – und auch für mich- die Jahrestagung zu unserem 30-jährigen Jubiläum in Bingen. Sehr viele fleißige und aufmerksame Helferinnen und Helfer haben dazu beigetragen. Dafür sei noch einmal ein großes Dankeschön ausgesprochen.
Getragen wurde unser Treffen durch zwei sehr würdige und bewegende Gottesdienste, die Herr Weihbischof Ostermann aus Münster zelebrierte. Die Vorträge berührten ebenso die Herzen und Gemüter ganz entsprechend unserem Thema: Das Herz.
Während dieser Tagung gab es gleichzeitig noch weitere Jubiläen zu feiern. Einige anwesende Mitglieder sind schon über 25 oder 20 Jahre in unserer Gesellschaft. Besonders zu würdigen ist auch das langjährige Engagement unserer Ehrenpräsidentin Hildegard Strickerschmidt. Über zehn Jahre hat sie entscheidend den Weg unserer Internationalen als Präsidentin und als Schriftleiterin geprägt. Zum Jahresende wird sie nun die Verantwortung für die Zeitschrift abgeben. In Bingen konnten sich die Teilnehmer/innen bei ihr bedanken und zusätzlich zu ihrem 80. Geburtstag gratulieren. An dieser Stelle sei noch einmal unser herzlicher Glückwunsch ausgesprochen, die Bitte um Gottes Segen für das nächste Lebensjahrzehnt sowie unser besonderer Dank an sie und ihren Ehemann Klaus als unermüdlichen Unterstützer.
Mit Freude erfüllt mich auch das zunehmende Interesse an der Hl. Hildegard. Beispielhaft seien drei Aktivitäten genannt: So hat ihr der Schweizerische Katholische Frauenbund ebenso einen Themenschwerpunkt gewidmet wie die einwöchige christliche `Zeltstadt` in Thüringen mit ihren 1400 Teilnehmer/innen. Im hohen Norden wurde in Lensahn bei Eutin ein neuer hildegardisch geprägter Heilpflanzengarten eröffnet mit Unterstützung des Fernsehsenders NDR.
Besonders bemerkenswert sind zwei Generalaudienzen des Papstes Benedikt XVI im September, in denen er die herausragende Bedeutung der Hl. Hildegard für unsere Zeit betonte und u.a. ausdrücklich auf ihre Medizin hinwies. Dies können wir als offizielle kirchliche Bestätigung werten, dass es eben doch eine eigenständige aktuelle Hildegard-Medizin gibt (s. a. den Bericht von K. Peper in dieser Zeitschrift).
Zeitgleich ist eine textkritische Edition der Physica von Herrn Prof. Dr. Reiner Hildebrandt, Universität Marburg/L. herausgegeben worden, die aus sprachwissenschaftlicher Sicht zu dem Ergebnis kommt, dass dieses Werk eindeutig Hildegard zuzuordnen ist.
Zum Schluss sei ein Blick auf das neue Jahr gerichtet: Ein Höhepunkt wird bestimmt unsere Jahrestagung in Einsiedeln am 3. September 2011 sein. Diese wird mit dem Treffen des Medizinischen Arbeitskreises am 2. September kombiniert, bei dem es dann offene Angebote für alle Mitglieder und Interessierte geben wird.
Nun wünsche ich Ihnen und Euch – liebe Leserinnen und Leser – eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit, in der wir uns bereit machen auf die Ankunft des Herrn und Erlösers. Hildegard von Bingen beschreibt wie von Gott ein heiterster Glanz ausgeht (Scivias, 2. Vision, 1. Teil). Möge für uns alle dieses befreiende Licht immer wieder aufscheinen und unsere Familien und Freunde, alle Menschen durch das Jahr 2011 tragen, führen und begleiten.
Das wünsche ich sehr
Ihr und Euer Michael Ptok
Präsident der Internationalen Gesellschaft
Hildegard von Bingen
Die Wechselbeziehungen des Herzens
Der Mensch ist ein lebendiger Organismus, bei dem jeder Teil mit jedem anderen in Beziehung steht; jedes Organ ist mit dem anderen verbunden und wird von ihm beeinflusst. Zugleich lebt die Seele im Leib und durchfließt ihn „wie der Saft den Baum“. Der Mensch ist keine mechanische Ansammlung von Einzelteilen, die getrennt voneinander behandelt oder ausgetauscht werden können.
Diese ganzheitliche Sicht des Menschen in Gesundheit und Krankheit, in seiner Beziehung zu Gott, zum Mitmenschen und zur Schöpfung ist die Grundlage in der Heilkunde der heiligen Hildegard von Bingen. Alle Ihre Bücher, auch jene, die normalerweise als „visionär“ oder „theologisch“ bezeichnet werden, sind im weitesten Sinn heilkundliche Schriften, weil es immer um das Heil und die Heilung des Menschen geht…
Das Herz in der Sicht der hl. Hildegard
„Die Seele sitzt im Herzen wie in einem Haus.“
Hildegard weiß, dass das Herz in vornehmlicher Weise der Sitz der Seele ist, von dem als Zentralstelle alle Vorgänge im Organismus gesteuert werden. Das ist nicht abstrakt symbolisch gemeint, es ist nicht nur so „als ob“ wir mit dem Herzen auch denken und fühlen würden. Das müssen wir wieder neu lernen…
„Die Gedanken des Herzens sind die Baumeister des Lebens“.
Das Herz ist nach Hildegard verantwortlich für alle Lebensvorgänge: es programmiert einerseits die Aufgaben des Leibes und ist andererseits der Ort der Liebe, der Gottesbeziehung…
Die Wirkung der Seele im Herzen und anderen Organen
„Die Seele … macht im Herzen die Gedanken flüssig und sammelt sie in der Brust, dann gehen diese in den Kopf und alle Glieder des Menschen über. Auch die Augen durchdringt sie.“(LDO S.266)
Im folgenden Hildegard-Text erfahren wir, welchen Weg Traurigkeiten, Enttäuschungen, Ärger und andere negative Erlebnisse in unserem Organismus nehmen. Das erste Organ ist das Herz, das in Mitleidenschaft gezogen und immer wieder betroffen wird.
„Wenn die Seele für sich selbst und ihren Leib Widerwärtigkeiten spürt, dann zieht sie das Herz, die Leber und die Gefäße zusammen.“
…Das nächste Organ, das aufgewühlt wird, ist die Galle. Es ist von Mensch zu Mensch verschieden, wie sehr die Galle erregt wird. Hildegard sagt, dass jener Mensch nicht so sehr geschädigt wird, der im Gesicht rot wird, als der, der bleich wird…
Der Volksmund weiß, dass wir die Wut im Bauch haben, die sich in Magen- und Bauchkrämpfen und massiven Verdauungsbeschwerden äußern kann… Hätten wir diese Veranlagung zum Zorn nicht, der nach Hildegard vom ersten Elternpaar her infolge des Sündenfalls vererbt ist, dann würden wir immer gesund bleiben…
In einer Graphik habe ich versucht, die verwirrend vielfältigen Beziehungen einigermaßen zu ordnen, die nach Hildegard sowohl zwischen den verschiedenen Organen als auch zwischen den seelischen Zustanden, Gefühlen und Gedanken bestehen…
Vom Herz und seinen Verbindungen
„… Alle inneren Organe sind mit dem Gehirn verbunden”
Verbindung von Ohren, Lungen und Herz…
Die notwendige Ruhe des Herzens…
Veranlagung des Menschen mit dem „windigen Phlegma“, der Melancholie…
Herzenshärte – Barmherzigkeit
Dieses Laster-Tugend-Paar, das die hl. Hildegard beschrieben hat, spricht ganz deutlich das Herz an…
Die Herzenshärte ist das schlimmste Übel aller Übel, das niemanden verschont und niemandem Barmherzigkeit erweist…
Die Antwort der Barmherzigkeit – Warmherzigkeit – befreit, macht lebendig und heilt… „Mit meinen Augen wache ich über alles Notwendige, ich bin allen zugetan. Alle Zerbrochenen suche ich zusammen zur Heilung, denn ich bin eine Salbe für die Schmerzen.“
Erfahrungsbericht
Mein Mann hatte einen Sturz mit der Leiter und in der Folge davon starke Schmerzen in der Wirbelsäule, in den Beinen und im Rücken. Zunehmend stellten sich Schmerzen beim Atmen ein, so dass er nur noch auf einer harten Unterlage liegen konnte… Es stellte sich eine sehr schwere doppelseitige Lungenentzündung heraus mit Exsudat – Wasseransammlung – in der Lunge. Das Fieber stieg jeden Abend…
Die Behandlung im Krankenhaus wurde mit Antibiotika, per Infusion und Tabletten, durchgeführt, begleitet von ständiger Kontrolle durch Röntgen und Laboruntersuchungen…Trotz der hohen Antibiotikagaben änderten sich die Werte und das Befinden kaum… In dieser ausweglosen Situation entschloss ich mich, meinem Mann Hildegard-Heilmittel ins Krankenhaus zu bringen.
Da wir von früheren fieberhaften Virusgrippen unser Kinder her wussten, dass das von Hildegard von Bingen für Fieber empfohlene Galgantwasser sehr schnelle Besserung brachte, nahm mein Mann erstmalig vier mal täglich einen gestrichenen Teelöffel Galgantpulver auf ein halbes Glas Wasser… Zur Stärkung der Abwehrkräfte streute er sich auf Butterbrot Bertramwurzelpulver.
Zur Stärkung von Leber und Lunge trank er regelmäßig täglich 4 – 5 Mal ein kleines Gläschen Hirschzungenfarnelixier, und zur Entwässerung drei Mal täglich Petersilienhonigwein.
Bereits nach wenigen Tagen zeigten die Laboruntersuchungen eine deutliche Reduzierung der Entzündungswerte und die Temperatur bewegte sich zwischen 37 und 38 Grad. Nach langer Beratung einigten sich die Ärzte, dass sie die Antibiotikabehandlung beenden und meinen Mann entlassen wollen… Zuhause führten wir die Behandlung mit Hildegard-Mitteln weiter….
Die bei der Kontrolluntersuchung nach einer Woche…angefertigte Röntgenaufnahme brachte ein unglaubliches Ergebnis: Das Wasser in der Lunge war bis auf ein Restexsudat verschwunden und auch von den entzündlichen Infiltraten waren nur noch Reste vorhanden. Die Erhöhung der Temperatur normalisierte sich… Der Arzt hatte keine Erklärung für diese schnelle Besserung. Eine nochmalige Einweisung in ein Krankenhaus war nicht nötig…
Wir sind dem Arzt, der hl. Hildegard und Gott von Herzen dankbar, dass uns so gut geholfen worden ist.
Die Verfasser sind der Redaktion bekannt.
Katechese von Papst Benedikt XVI. im Jahre 2010 über die Heilige Hildegard von Bingen
von Klaus Peper
Jeden Mittwoch hält der Papst auf dem Petersplatz oder in der vatikanischen Audienzhalle (6500 Sitzplätze) oder auch in Castel Gandolfo eine Generalaudienz ab, vor allem für die Pilger… Am 1.9. und am 8.9.2010 sprach er über die hl. Hildegard von Bingen…
Am 1.9.2010 schilderte der Papst die hl. Hildegard im Rahmen ihres Lebenslaufes von ihrer Geburt bis zu ihrer öffentlichen Anerkennung durch Papst Eugen III. im Jahre 1147…
… Zuletzt betont er, dass „diese große Frau und ‚Prophetin’“, „mit großer Aktualität auch zu uns heute spricht…“
Am 8.9.2010 stellte Papst Benedikt XVI. die Werke Hildegards vor und zitierte dabei aus ihren Schriften… Der Wortlaut in der offiziellen Übersetzung ins Deutsche ist im Internet veröffentlicht unter http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/audiences/2010/documents/hf_ben-xvi_aud_20100901_ge.html
Dann richtete er sein Wort an die deutschsprachigen Pilger.
„Liebe Brüder und Schwestern!
… „Hildegard hat aus ihrer Sicht der Schöpfung von Gott her auch die Gaben der Schöpfung zu deuten gewusst, in der Schöpfung eine Apotheke Gottes gefunden und so eine Medizin entwickelt, die heute neues Interesse findet. Sie hat Musik geschaffen, die heute wieder rekonstruiert wird und sie ist poetisch gewesen, vor allen Dingen auch eine große Frau, die sowohl zu den einfachen Menschen von Gott zu sprechen vermochte, wie sie den Mächtigen gegenüber furchtlos das Wesentliche verkündet und sie auf den richtigen Weg gerufen hat. Wir sind dankbar, dass Gott der Kirche solche große Frauen geschenkt hat und vertrauen darauf, dass er auch in unserer Zeit solche Frauen der Kirche wieder neu schenkt.“ …
Vorschau auf neue Bücher
Im Benno-Verlag werden nächstes Jahr zwei neue Bücher von Hildegard Strickerschmidt erscheinen:
Fasten mit Hildegard von Bingen – ein Ratgeber für Leib und Seele,
und vor Ostern ein Buch über die Engel bei der hl. Hildegard.
Blick über den Zaun
Jubiläumsglückwünsche
Im Sommer feierte die Familie von Augustin Hönegger 20 Jahre ’Hildegard Naturhaus’ A- 5232 Kirchberg bei Mattighofen
Dr. Michael Ptok gratulierte zu diesem besonderen Ereignis der Familie und den Mitarbeitern
herzlich und wünschte eine fruchtbringende Arbeit, Zufriedenheit, Freude und Gottes Segen bei allem.
Hinweis
2. Internationaler Kongress der Belgischen Studiengruppe Hildegard von Bingen in Gent vom 1.- 3. Juli 2011
Die belgische Studiengruppe SHB organisiert den 2. Internationalen Kongress mit dem Thema: ” Hildegarde de Bingen, lumière pour notre époque ” [Hildegard von Bingen, ein Licht für unsere Epoche]
Alle Aspekte von Hildegard werden angesprochen: Musik, Spiritualität, Ernährung, Heilkunde. Mehr Information: www.shbingen.be
Sprachen: Niederländisch und französisch, evtl. deutsch.
Wenn genug deutschsprechende Leute kommen, soll es eine Simultan-Übersetzung geben.
Dr. Lutgart Gillis, Präsidentin SHB
Um die Anzahl der deutschsprechenden Interessierten abzuschätzen, bitten wir um eine Mitteilung an: Dr. Michael Ptok, An der Reegt 25, 33611 Bielefeld, Te.: 0521 – 83330, Fax: 0521 – 98675075 oder Ptok-Uppena@t-online.de