Zeitschrift Nr. 94, September 2005

In der Nummer 94 unserer Zeitschrift finden sich u.a. folgende Themen:

  • Vorwort
    Sehen, um zu erkennen – das menschliche Auge
    Pflanzliche Heilmittel für die Augen
    Buchbesprechung
    Erfahrungsbericht
    Nachrichten aus der Gesellschaft

 

 


Vorwort

Diese Nummer unserer Zeitschrift erscheint im Monat September. In diesen Monat fällt das Fest der hl. Hildegard von Bingen; ihr Todestag ist der 17. September 1179. Nach alter Tradition der Kirche wird ein Heiliger immer an seinem Sterbetag gefeiert, d.h. an dem Tag des Übergangs in das geistige Reich Gottes.
Die sterblichen Überreste eines bewunderten Menschen werden auch nach seinem Tode verehrt, da dadurch eine besondere Nähe und Verbundenheit mit ihm erlebt wird.

Die Gebeine der hl. Hildegard ruhen in der Wallfahrtskirche in Eibingen/Rhein, aber manche sind auch in viele Gegenden der Welt verstreut. In Eibingen wird alljährlich am 17. September ein großes Fest zu Ehren der hl. Hildegard gefeiert unter Anteilnahme von oft mehr als 1000 Menschen. Die Verehrung kann verschiedene Gründe haben: Einerseits ist es die Person und ihr Charisma, andererseits aber auch ihre herausragenden Erkenntnisse, die sie uns hinterlassen hat. Viele Menschen können von erstaunlichen Wirkungen ihrer Heilmittel berichten. Doch die vordergründige Suche nach Rezepten und Heilanwendungen darf nicht die Gesamtschau Hildegard verdecken.

Alles ist aufeinander bezogen und aufeinander angewiesen in der grossen Schöpfungsordnung Gottes. Leider finden wir aber in den letzten Jahren auch zunehmend Biographien und Romane, die ihre Person und ihr Werk vielfach verzeichnen und verfälschen. Es ist nicht einfach,  ihrer Originalität und Universalität gerecht zu werden. Gleichwohl ist ihr Werk ein geschlossenes Ganzes, das in sich stimmig ist. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Hildegard von Bingen in ihren vielfältigen Facetten bekannt zu machen. Daran richten sich auch die Regionalgruppen in ihren Programmen aus und das spiegelt sich auch in unseren Tagungen wider…..

Hildegard Strickerschmidt
Präsidentin

 


 

Sehen, um zu erkennen – das menschliche Auge

Auszug aus dem Vortrag von Dr. med. Michael Ptok und Agnes Ptok, HP,  Bielefeld bei der Jahrestagung 2004 in Mariastein.

Dem menschlichen  Auge kommt eine besondere Faszination zu. Wenn wir jemanden gegenüber treten und intensiv anschauen, so wandert der erste Blick erfahrungsgemäß zuerst in das rechte und dann in das linke Auge. Der Volksmund sagt, die Augen sind der Spiegel der Seele oder aber auch der Spiegel des Lebens….

Diese Erfahrungen des täglichen Lebens finden bei Hildegard von Bingen eine besondere Würdigung. Bereits in der Hildegard – Zeitschrift 93/200, S.4 ist auf die übergeordnete Stellung des Auges in den Schriften Hildegards hingewiesen. (WM S. 156)…

Die besondere Hervorhebung des Auges, das dem Menschen 10 x mehr Informationen liefert als alle anderen Sinne zusammen, ist Hinweis auf  eine besondere Aufgabe…

Bevor auf die weitere Bedeutung dieser Sinnesorgane eingegangen wird, sollen  kurz der Aufbau (Anatomie) und die Funktionsweise (Physiologie) beschrieben werden…

Anatomie und  Physiologie der Augen…

Der Augapfel besteht aus 3 Häuten und 3 Räumen…

Seh- und Erkennvorgang

Entstehung des Bildes auf der Netzhaut…

Sehen und  anschließendes Erkennen ist also zweierlei, d.h. hierfür sind zwei unterschiedliche Organsysteme zuständig!…

Farbsehen und Schwarz-weiß-sehen…

Hildegard von Bingen weist immer wieder auf die lebenskraftspendende Farbe GRÜN als Grünkraft – Viriditas hin.
„Wem die Augen schwach werden soll hinausgehen auf eine grüne Wiese und sie so lange anschauen, bis die Augen wie vom Weinen nass werden.“(CC)…

Räumliches Sehen
Die Wahrnehmung der Welt mit zwei Augen ermöglicht uns ein besonderes Drei- dimensionales Sehen …

Das Phänomen der optischen Täuschung
Sehen wir nun mit unseren Augen alle das Gleiche? Sie können sich selbst eine Antwort geben…

Gehirntäuschung durch konstante Größen…

Täuschung durch Kipp- oder Inversionsfiguren…

Die Frazersche Spirale besteht nur aus bandförmig gestrichelten Kreisen. Trotzdem meinen wir sicher, eine Spirale zu sehen, weil der bänderartige Hintergrund uns irritiert ..

Sehen um zu erkennen

Wir erfassen unsere Welt mit unseren Sinnen. Das Sehen macht den größten Teil der Wahrnehmung unserer Umwelt aus. Es ergänzt sich mit allen Sinnen, so dass wir unsere Welt ganzheitlich erfahren…

  
Voraussetzungen für richtiges Sehen und Erkennen sowie Handeln sind:

  • Ständiges Üben und Schulen der Sinne und des Verstandes 
  • Richtiges, sinngebendes Hinsehen 
  • Anstreben von Eindeutigkeiten  zur richtigen Beurteilung der Lage und Handlungsweise…

Die Verantwortung für das rechte Hinschauen beschreibt Hildegard von Bingen:
 „Du hast Augen, damit Du  alles überschauen kannst. Wo Schmutz ist, wasche ihn ab, was dürr ist, lass grün werden und sorge, dass deine Gewürze schmackhaft sind. Wenn du keine Augen hättest, könntest du dich entschuldigen.“…

Verschiedene Blickarten
Eine genauere Analyse der Blicke mit den zu Grunde liegenden Emotionen, Stimmungen und Geisteshaltungen ist nach den Ausführungen von Frau W. Castrian möglich…

Zum Abschluss der Ausführungen sollen noch einige Zitate stehen, mit denen Hildegard auf die Bedeutung und Aufgaben der Augen hinweist.
 „Mit den Sinnesorganen schaut der Mensch alle Schöpfung, erkennt sie, unterscheidet sie, teilt sie auf und gibt ihr die Namen.“ (WM S. 86)

Damit haben die Sinnesorgane eine wesentliche Funktion bei der biblisch begründeten Aufgabe, sich die Welt im Auftrage Gottes und in der Verantwortung vor Gott untertan zu machen…
 „Der Mensch sieht mit den Augen, was er durch Weisheit versteht… Was aber in seinem Herzen sich sammelt, dass weiß er durch das Erkennen und schaut dieses nicht mit den Augen.“ (WM S. 107)…

Literatur:
Hildegard von Bingen: Causae et curae (CC)
Hildegard von Bingen: Mensch in der Verantwortung
Wilma Castrian: Lehrbuch der Psycho-Physiognomik, Haug-Verlag, 1.Aufl.
Ingeborg Wagner, Psychologie, Orbis Verlag,
Hersg.Winfried Nerdiger: Elemente künstlerischer Gestaltung, Mit Eckart Bergmann, Verlag Martin Lurz, München 1986,

 


 

Pflanzliche Heilmittel für die Augen

Bereits im Heft Nr. 91 vom Dezember 2004 (Referat von Elsbeth Vetter) haben wir einige pflanzliche Heilmittel für die Augen veröffentlicht, nämlich:

  • Poleiminze
  • Veilchen
  • Farn
  • Einfache Rebtropfen

Erfahrungen mit Augenheilmitteln
Es gibt Hildegard-Freunde, die schon längere Zeit Hildegard-Mittel anwenden. Vielleicht gibt es bereits Erfahrungen auch mit den vier vorgenannten Heilmitteln, da inzwischen ja schon wieder neuen Monate verstrichen sind. Es wäre sehr wichtig, diese und andere Erfahrungen anderen Menschen mitzuteilen, damit auch sie ermutigt werden,  sich darauf einzulassen. Wie bereits mehrfach erwähnt, veröffentlichen wir, auf Wunsch anonym, diese Erfahrungsberichte. Bitte schicken uns solche.

In der Hoffnung, dass sie gute Resonanz finden, berichten wir heute von weiteren Augen – Heilmitteln, die Hildegard von Bingen in ihrer „Physika – Heilkraft der Natur“ und ihrer „Causae et Curae – Heilwissen“ beschrieben hat.

Der Alant wurde im Heft Nr. 93 vorgestellt, der bei Lungenschmerzen und beginnender Augentrübung verwendet werden kann.
Rezept:…

Fenchel
für klares Sehen
Der Fenchel wird bei Hildegard als vielfältiges Heilmittel beschrieben…

Melisse
„wenn das Weiße im Auge wächst“
Die Melisse ist bekannt und wächst in fast allen Gärten.
Fast nicht bekannt ist, dass sie bei Augenkrankheiten hilft…

Judenkirsche
Bei Verdunkelung der Augen
Die Judenkirsche ist eine eher unbekannte Pflanze… Auch die Heilanweisungen Hildegards sind weithin nicht bekannt. Es sind fast ausschließlich äußerliche Anwendungen…

Rosenblatt
Bei triefenden Augen
Die Rose wird als die „Königin“ unter den Blumen bezeichnet.
„Der Salbei tröstet, die Rose erfreut“, so steht es bei Hildegard.
Sie weiß aber darüber hinaus von den verschiedensten Heilwirkungen; deshalb soll die Rose allen Heilmittel beigefügt werden, damit se umso besser helfen…

Schafgarbe
Augen durch Tränen verdunkelt
Die Schafgarbe ist ein äußerst vielseitiges Heilkraut und auch für die Augen verwendbar…

Ingwer
Bei geschwürigen und trüben Augen
Ingwer ist bei uns weithin als schmackhaftes Gewürz bekannt; Hildegard aber schreibt, dass er einem gesunden und fetten Menschen schadet, weil er ihn matt und zügellos macht. Nur einem schwachen Menschen ist er von Nutzen. Hingegen ist er als Heilmittel bei verschiedenen Krankheiten hilfreich…

Bertram und Wermut
„Klärt die Augen“
Diese beiden Pflanzen sind Hildegard-Kennern ein Begriff… Bei beiden Pflanzen steht: „Klärt die Augen“…

Süßholz
Für klare Augen…
Süßholzwurzel ist in Reformhäusern und auf Märkten käuflich zu erwerben. Lakritz ist gepresster Süßholzsaft.

Der Tannenbaum
klärt die Augen bei Erkältungen…

 


 

Buchbesprechung

Dr. Alfons Berkmüller
Arzt und Priester
„Leib und Seele – Hildegardheilkunde in neuer Sicht“
Im Selbstverlag
Kontaktadresse: Margot Huber, Hildegardforum München, Baldurstr. 75, 80638 München

Das zentrale Anliegen dieses kleinen Buches ist die Suche nach einem neuen ganzheitlichen Menschenbild, wie wir es bei Hildegard von Bingen finden… In den einzelnen Kapiteln geht es um Leib und Seele, um den psychologisch-anthropologisch-theologischen Hintergrund ihrer Heilkunde, um das Gebet als Hilfe zur Stärkung des Immunsystems, um Immunologie und Abwehrsystem, vor allem bei Krebs… “Psychisches drückt sich also direkt und ohne jede bewusste Lenkung in körperlichen Bewegungen aus.”(S.33)…
Abschließend stellt er fest: „Der Mensch kann nicht gesund, nicht heil werden, wenn er nicht zum Ursprung zurückkehrt. Ohne Religion ist der Mensch halt- und heimatlos.“(S. 76)

Beim Literaturnachweis werden außer den Hildegard-Schriften keine Angaben zur weiteren verwendeten Literatur gemacht.
Im Anhang findet sich in Pater Alfons` Handschrift aus seinem Notizbüchlein ein kleines Verzeichnis von Hildegard-Heilmitteln, des weiteren werden von Margot Huber noch Kurztexte der ersten fünf Tugend-Lasterpaare aus Hildegards Buch der Lebensverdienste (Liber vitae meritorum – LVM) angefügt, versehen mit einigen pastelligen Zeichnungen.

 


 

Erfahrungsbericht

Die Verfasserin ist der Redaktion bekannt. Dieser Bericht fasst die Erfahrungen vieler Jahre in Kürze zusammen.

Mit den Heilmitteln der hl. Hildegard kann man nur gewinnen… dem bekannten Petersilien – Honig – Wein, der ein gutes Herzstärkungsmittel ist…

Durch den Bertram – Anthemis Pyrethrum bzw. Anacyclus Pyrethrum – wurde die Nase langsam durchlässiger.. nachdem ich über 20 Jahre lang eine verstopfte Nase hatte…
Von nun an kaufte ich nur noch Kräuterheilmittel…
In der Gebärmutter wurden Myome festgestellt, die ich nach dem Hildegard-Rezept mit Mutterkraut–Suppe behandelte…
Voriges Jahr stürzte ich auf der Marmorstiege und schlug mir auf dem Ellbogen eine drei cm hohe Beule auf. Ich nahm den Amethyst (Edelstein)…
Vor zwei Monaten verstauchte ich mir Sprunggelenk und Fersenbein schwer. Es war sehr schmerzhaft, so dass ich für einige Tage nicht auftreten konnte. Wieder nahm ich den befeuchteten Amethysten und strich immer wieder um den ganzen Fuß herum. Die Geschwulst und der Bluterguss verkleinerten sich zusehends…
Nach diesen Erfahrungen weiß ich, dass Hildegard-Mittel immer nützen und darauf vertraue ich auch weiterhin.

 


 

Nachrichten aus der Gesellschaft

Anfrage
Vor wenigen Wochen war eine schweizerische Hildegard-Freundin, die nach Australien ausgewandert ist, bei uns in Bingen, um die Hildegard-Stätten zu besuchen und mit uns in Kontakt zu treten. Sie hat uns gebeten, diese Anfrage in unsere Zeitschrift aufzunehmen:

Gesucht werden Hildegard Freunde in Australien, zur Interessenspflege und Verbreitung von Hildegard’s Wissens, oder Gruendung eines Hildegard Vereins.
Wer jemanden kennt oder auf andere Weise weiterhelfen kann, der melde sich bei:
Annette Krah, 12 Spinebill Ramble, Margaret River 6285,
WA Australien.
E-mail: asukrah@gmx.net

Nachruf
Wir haben die betrübliche Nachricht zu geben, dass Hans-Lothar Freiherr von Racknitz, Disibodenberg,
am 1. April 2005 im 81. Lebensjahr unerwartet verstorben ist.
Er war Mitbegründer der Disibodenberger SCIVIAS-Stiftung und des Disibodenberger Hildegardis-Fördervereins. Mit großem Engagement und Tatkraft setzte er sich für die Erhaltung und Sicherung der Klosterruine ein und für die Errichtung einer würdigen Gedenkstätte für die hl. Hildegard, die hl. Jutta und den hl. Disibod. Viele  Besuchergruppen konnten ihn bei seinen Führungen erleben.
Mit viel Sachverstand und unermüdlicher Kleinarbeit schuf er das geräumige Museum neben dem Klosterhof mit vielen wertvollen Exponaten vom früheren Kloster. Ein Geschichtsfries entlang der Wände gibt Auskunft über die Geschehnisse auf dem Disibodenberg im Lauf der Jahrhunderte.
Er unterstützte seine Frau, Freifrau Ehrengard von Racknitz, Besitzerin des Berges, bei vielen Aktionen wie dem Bau der neuen Kapelle und der Erstellung des Meditationsweges.
Der beste Dank für sein Lebenswerk wäre, wenn weiterhin viele Besucher diesen wunderschönen Ort, den Disibodenberg, besuchen würden.

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